LOC 800 – 899

Auszug aus dem Buch "1000" von Ramaji (S. 476 – 484)
– zusammengefasst und sinngemäß übersetzt von Devi Dinesa
 

Von „Ich bin mein Selbst“ über „Ich bin alles“ bis hin zu einfachem „Ich bin“

Sehr wenige beschäftigen sich heute mit nicht-dualer hingebungsvoller Sadhana. Trotzdem werden von ihnen  vielleicht Einige Monate oder Jahre in den 800er LOCs verbringen, bevor sie aufsteigen. In meinem Fall war ich von Mai 2006 bis November 2006 (sieben Monate) in den 800er LOCs.

Meine Liebes-Hingabe-Beziehung zur Göttlichen Mutter in Form von Kali Ma verlief parallel zu meiner nicht-dualen Meditationspraxis. Kali Ma war es, die meine hingebungsvolle Beziehung zu ihr beendete, nicht umgekehrt.

Als ich den leeren Durchgang durch die Dunkelheit des Unwissens vollendete, stellte ich fest, dass ich zu einer reinen Erfahrung von „Ich bin“ gelangt war. Dies war nicht dasselbe „Ich bin“, das ich bei den 700er LOCs gefühlt hatte. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch von der Identifikation mit der Welt und dem Universum gefangen. Das Gefühl, die Welt zu sein, das Gefühl „Ich bin die Welt“, beinhaltete eine große Ausdehnung.

Das reine „Ich bin“ der 800er LOCs fühlt sich in sich selbst bezogen an. Man kann erfahren, dass das Universum in ihm liegt. Man kann auch erfahren, dass das göttliche Paar, Shiva und Shakti als Schöpfer, ebenfalls in einem lebt. Es ist eine majestätisch ruhende Ganzheit.

Es ist die Quintessenz der Dualität, und doch ist es  jenseits davon. Aber die Erfahrung ist einfach. Sie ist einfach reines „Ich Bin“, reines Sein.

 Das Gefühl oder die Erfahrung der 700er LOCs von „Ich bin überall“ oder „Ich bin alles“, verdichtet sich jetzt zu einer noch verfeinerten und konzentrierteren Identität. Dies ist der reine „Ich bin“-Zustand. Er macht verständlich, dass „Ich bin das reine Ich, das ursprüngliche essentielle Ich“. Dennoch ist dieses reine „Ich Bin“ noch nicht das Absolute.

Das reine „Ich Bin“ kann mit dem Absoluten verwechselt werden. Bei genauem Hinsehen wird man feststellen, dass der „Ich Bin“-Zustand noch subtil schwankt. Im Absoluten gibt es keine Bewegung, keine Veränderung, keine Fluktuation irgendwelcher Art. Wenn es Bewegung oder Veränderung gäbe, wäre es nicht das Absolute. Das Absolute wird so genannt, weil es die endgültige Destillation aller Schichten und Ebenen ist. Das, was bleibt, nachdem alles andere aufgelöst ist, ist das Absolute.

 Im reinen „Ich Bin“ ist immer noch das Potential für Dualität vorhanden. Es ist der Schritt, der das unsichtbare Potential für die Manifestation des Universums in sich birgt. Es ist der erste große Schritt weg vom Absoluten. Es gibt darin eine leichte Tendenz zur Äußerlichkeit. Es gibt immer noch diese Vorliebe für Bewegung, für das Shiva- und Shakti-Prinzip, sich zu bewegen und das Universum entstehen zu lassen. Dieses Stadium ist notwendig, damit das Universum existieren kann.

Dieses reine „Ich Bin“ hat das Bewusstsein „Ich bin die Wahrheit“. Aber wenn man einen Mann immer und immer wieder „Ich bin Steven“ wiederholen hört, kommen Zweifel auf, ob er wirklich Steven ist oder nicht, und selbst wenn er tatsächlich weiß, wer er ist.

Es ist ein kosmisches Paradoxon, aber weil dieser überkausale „Ich bin“ Körper, der erhabene leuchtende Zeuge der Dunkelheit und Unwissenheit des Kausalkörpers, aus dem Absoluten hervorgeht, der kühn behauptet, „Ich bin die Wahrheit“, ist er sofort suspekt. Wie sich herausstellt, ist dies wohlbegründet, denn dieses reine „Ich Bin“ ist der erste Schritt der Manifestation.

Dieses „Ich Bin“ ist die Geburt von höchst reinem spirituellen Wissen. Dieses sehr subtile „Hum“ von höchst reinem spirituellen Wissen ist  der Beginn des Wissens. Da es die Geburt des Wissens ist, ist es auch die Entstehung der Illusion.

Es hat noch einen weiteren Mangel. Es weiß, dass es existiert. Es ist aus dem Absoluten hervorgegangen. Nun ist diese Tür hinter ihm geschlossen. Befähigt durch sein Hervortreten hat es einen Schwung, sich wie ein Ballon aufzublasen.

So wunderschön es auch ist, dieses höchst reine Wissen von „Ich bin die Wahrheit“ (was dasselbe ist, wie das reine „Ich Bin“) muss selbst eliminiert werden. Nur dann ist Freiheit möglich. Sogar die Erinnerung, an das vergangene Wissen muss ausgelöscht werden. Die Liquidierung dieses reinen „Ich Bin“ macht Platz für die endgültige Entspannung in den nackten natürlichen Zustand. Diese bedingungslose Ruhe und diese Stille, die endgültige Freiheit, hat das „Ich Bin“ geboren. Wenn „Ich bin die Wahrheit“ geopfert wird, bleibt man als das Absolute.

Die Weisen der 800er LOCs:  Lehre des Weges der nicht-dualen Liebe

Die nicht-dualen, hingebungsvollen Weisen der 800er LOCs erfreuen sich der exquisiten Verzückung dieser vereinigten Fusion von ultimativen, erhabenen, komplementären Kräften. Dies ist die höchste romantische Liebe. Diese Vereinigung von Shiva und Shakti ist der ursprüngliche Archetyp für den menschlichen Ausdruck von intimer Liebe, Sex und Geburt.

Die Mystikerin der Liebe genießt diese göttliche ambrosische Liebe in ihrer süßesten und vollkommensten Form, direkt an der Quelle. Doch dieser göttliche Nektar muss selbst eine Quelle haben. Das ist das Absolute.

In seinem Klassiker „Ich bin das“ fasste Nisargadatta Maharaj den nicht-dualen Weg zusammen, der von „Ich bin mein Selbst“ (LOC 600er) über „Ich bin alles“ (LOC 700er) und „Ich bin“ (LOC 800er) bis hin zu „Allein die Wirklichkeit ist“ reicht (LOC 1000). Umgekehrt betrachtet ist es logisch, dass die erste Station, die das Gewahrsein nach dem Verlassen des erhabenen Nichtwissens über das Absolute einnimmt, das Wissen über sich selbst als unbegrenztes, ursprüngliches Fühlen-Wissen des reinen Seins (Ich Bin) ist.175

Dieses reine „Ich Bin“ steht vor der komplexen Entfaltung als das göttliche Paar und dann vor ihrer Erschaffung, dem bewussten Kosmos. Der spirituelle Schüler verfolgt seinen Weg zurück, indem er seine Identifikation vom Körper zum Nicht-Selbst auf das Universum ausdehnt.

Auf diesem Weg der Rückkehr erkennt er schließlich, dass die Identifikation mit dem Universum, das „Ich Bin Alles“, so großartig es auch sein mag, im reinen Sein, des reinen „Ich Bin“, liegt.

Wenn er dieses „Ich Bin“ hinterfragt, entdeckt er, dass dieses elegante, schöne, reine Sein selbst leicht unruhig ist. Es ist der erste kühne Schritt ins majestätische Drama der Schöpfung. Dieses „Ich Bin“ brodelt vor unvergleichlicher Potentialität. Es ist begierig darauf, in Aktion zu treten.

 Um ein „Ich bin X“ zu sein, muss man zuerst ein „Ich bin“ sein. Zuerst muss das „Ich bin“ erschaffen werden. Dann kann man „Ich bin Alles“ sein.

Dieses „Ich bin“ hat Anteil an der Stille des Absoluten, und doch strotzt es vor liebevoller Kreativität. Es ist der Urimpuls.

Es ist sich seiner Existenz bewusst, aber es ist sich seiner wahren Bestimmung noch nicht bewusst. Das „Ich bin“ ist der Sohn, der zu einer Mission ausgesandt wurde. Das „Ich bin“ ist die Tochter, deren Hand für eine Ehe versprochen wird. Sie haben keine Ahnung, was sie auf dem vor ihnen liegenden Weg erwartet.

Das Fundament, die Quelle, für dieses große reine „Ich bin“ ist das Absolute. Nichts anderes kann seine Quelle sein.

Dieses „Ich Bin“ ist der glückselig ignorante Liebessaft der Schöpfung. Es ist der Schrei einer zeitlosen Liebe, die sich selbst in endlose Formen spielerischer Energie gebärt. Es ist der Drang, Vereinigung zu erreichen und sich an der Verschmelzung zu erfreuen. Es ist der phänomenale Liebhaber mit tausend begierig leuchtenden Gesichtern. Es ist die Uhr, die unerbittlich dem Tod entgegen tickt, sobald ein Mensch in diese Welt geboren wird.

Durch diese Formen und Energien wird er sich selbst erkennen. So wie dieser ursprüngliche Impuls sich selbst kennt, so liebt er sich selbst. Denn er ist Liebe, und nur als solche kennt er sich selbst. Es ist große Glückseligkeit, große Freude, große Verzückung, große Ekstase da. Alles, was er kennt, ist Liebe. Doch dieses großartige Experiment ist zum Scheitern verurteilt. Eintausend Liebende, eine Million Liebende, es endet immer gleich. Versuchen Sie es, wie Sie wollen, die Liebe kann sich durch ihre Formen nicht vollständig und wahrhaftig erkennen.

 Am Ende kehrt sie zu ihrer eigenen Quelle zurück, zum Absoluten. Die Liebe stirbt in die Wahrheit und kommt zur Ruhe. Sie geht weiter, aber sie kann nicht beschrieben werden. Sie ist jetzt eine Liebe jenseits der Liebe, namenlos und jenseits der Worte. Die Suche ist vorbei. Die Liebe stirbt und wird als Wahrheit wiedergeboren.

Die sanften modernen Weisen der 800er LOCs sind warmherzig. Sie sprechen von der höchsten Liebe. Ihre Bereitschaft, den verwundeten Heiler in sich und anderen zu umarmen und die Liebe an die erste Stelle zu setzen, mag von den hartgesottenen Nichtdualisten lächerlich gemacht werden.

Philip Mistlberger (LOC 876) ist ein hoch angesehener nicht-dualer Lehrer mit einem westlichen Mysterienhintergrund.176 In einem Interview sagte er, er schätze es mehr, ein Therapeut und Heiler zu sein, als ein Agent der Erleuchtung.177 Dafür, dass er die Liebe an die erste Stelle setzte, wurde er von Mitgliedern eines Online-Forums, dem er einst angehörte, kritisiert und seine Glaubwürdigkeit in Frage gestellt.

Ich habe Verständnis für die Forumsmitglieder und ihre Auffassung, dass ein erleuchteter Lehrer wie Mistlberger vorrangig Menschen, die ein starkes Potenzial zur Erleuchtung haben,  beim Erwachen helfen sollte. Gleichzeitig habe ich aus ihren Kommentaren den Eindruck gtewonnen, dass sie selbst nicht in der Nicht-Dualität stabil sind.

Bedingungslose Liebe selbst kann nicht vollständig verwirklicht, erfahren und ausgedrückt werden, solange die Person nicht erleuchtet ist. Nicht nur das, viele, die sich hartnäckig mit der  Nicht-Dualität beschäftigen, wären gut beraten, an emotionaler Heilung und Selbstliebe zu arbeiten. Was könnte in unserem alltäglichen Leben  „nicht-dualer“ sein als Liebe, insbesondere Liebe, die an keine Bedingungen geknüpft ist? Die Antwort ist natürlich, dass es nichts anderes gibt, was dem Rechnung trägt. Wie die Worte Frieden und Wahrheit ist es destillierte Essenz.

Unser Wort „Liebe“ ist genau der richtige Begriff für die Nicht-Dualität in Aktion, insbesondere wenn sie mit Idealen wie Güte, Großzügigkeit und Mitgefühl verbunden ist. All dies kann unter den kosmischen Schirm dieser verrückten großen Sache namens „Liebe“ gestellt werden.

Aber Liebe, selbst bedingungslose Liebe, muss von Weisheit geleitet sein. Es gibt keine höhere Quelle der Weisheit als das Absolute.

Was vor uns liegt: das Transzendentale Lied vom Absoluten

Nachdem man auf dem Weg der Rückkehr das „Ich bin“ erreicht hat, geht es jetzt darum, Alles zu vergessen. Die leere Passage in der Dunkelheit des Nichtwissens hat Sie zwar hierher gebracht, aber es war eine Zitterpartie von  Negation von vergangenem Wissen. Es war eine zitternde Aufopferung früherer Schätze.

Was vor uns liegt, ist die Verklärung. Es ist eine Erleuchtung, eine Feier, eine Bekräftigung des geheimen positiven Aspekts des Nichtwissens, der wilden und verrückten Freiheit der göttlichen Unwissenheit. Es ist ein ermutigender Vorgeschmack auf die Stabilisierung im Absoluten.

Wenn selbst das Vergessen vergessen ist und der Begriff des Wissens auf den Grund des Meeres versenkt wird, steht man aufrecht und frei, ohne die Grenze  das „Ich“ zu kennen. Im Absoluten erstreckt sich das Nichtwissen auf das nicht Wissen, dass „Ich“ existiere.

Zu wissen, dass man existiert, ist ein Symptom für die Existenz eines Anderen. Selbst die geringste Vorstellung oder das geringste Konzept der Existenz eines Anderen als Möglichkeit reicht aus, um diesen Fehler zu produzieren. Im Absoluten wird der Andere ausgelöscht und völlig vergessen. Infolgedessen kennt das Absolute sich selbst nicht. Es hat kein Wissen. Das erste Wissen wäre das Wissen, dass es existiert. Dieser Wissensschritt ist das Entstehen des reinen „Ich Bin“.

Dieser wissende Schritt, der der erste Schritt allen Wissens ist, ist rein und unbefleckt. Er verbirgt sich hinter der kausalen Dunkelheit wie eine strahlende Sonne in der schwarzen Mitternacht. Doch auch dies muss ausgelöscht werden, wenn die kausale Finsternis,  besiegt werden soll.

Das, was noch vor diesem reinen Erkenntnisschritt liegt, ist jenseits von Existenz und Nicht-Existenz. Da es vor jeder Art von Wissen oder Unwissen, ja sogar vor jedem Konzept von Wissen oder Unwissen liegt, kann es überhaupt nicht beschrieben werden.

Es ist die Buddha-Natur. Es ist „IST-Sein“ (ISness). Es ist reines Gewahrsein. Es ist die nackte Wirklichkeit. Das ist das Optimale, wie es Worte beschreiben können.

Jetzt können nur noch Stille und Dichter sprechen.

Übersetzungen aus dem Buch 1000

Hier findest Du Übersetzungen zu den Bewusstseinsebenen:

LOC 500 – 559
LOC 560 – 569
LOC 570 – 579
LOC 580 – 589
LOC 590 – 599
LOC 600 – 699
LOC 700 – 799
LOC 800 – 899
LOC 900 – 999
LOC 1000

Bewusstseinsebenen im Überblick